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29. November 2016

Erlebnisse mit dem Kältebus

Eine krasse Nacht mit dem Kältebus! Wir haben -6 Grad. Heute begleiten uns zwei Journalisten der Berliner Zeitung. Das Telefon klingelt im Minutentakt. Heute insgesamt 58 mal. Mein Beifahrer Kamil und ich müssen uns in jeder Sekunde, in der das Telefon nicht klingelt absprechen, Fragen klären. Wie akut ist es? Müssen wir dort heute hinfahren? Hat die Person einen Schlafsack? Will die Person unsere Hilfe? Sollte man bei diesen Temperaturen nicht die Feuerwehr anrufen, da es schon zu spät sein kann, bis wir kommen?

Wir sind mit den Passanten, die uns anrufen im Gespräch, versuchen bestmöglich herauszufinden, wie akut die Situation des jeweiligen Obdachlosen ist. Außerdem sind ja noch die zwei Journalisten dabei, die uns mit Fragen löchern. An der Schönhauser Allee treffen wir auf einen jungen Mann. Ein Jahr älter als ich. Er ist obdachlos und starker Alkoholiker. Im Moment scheint er einigermaßen nüchtern zu sein und wir nehmen ihn mit in eine Notübernachtung. Er unterhält sich freundlich mit uns. Ist dankbar für unsere Hilfe.

Auf einmal schlägt die Situation um. Er fängt an zu schreien: „Ich will nicht mehr leben. Ich werde verfolgt“. Er fängt an zu weinen, der Schweiß läuft ihm übers Gesicht. Wir stoppen den Bus. Steigen beide aus. Versuchen ihn zu beruhigen. Immer wieder schreit er: „Ich muss in die Klapse. Mir kann keiner mehr helfen!“ Er schnappt immer wieder nach Luft. Unsere Hilfe stößt auf Grenzen. Wir rufen die Feuerwehr. Die wollen ihn zuerst nicht mitnehmen. Also müssen wir hier auch noch Überzeugungsarbeit leisten, dass sie den jungen Mann mit in ein Krankenhaus nehmen. Sie nehmen ihn zum Glück mit.

Als später wieder Ruhe einkehrt, sagt ein polnischer Mann, der die ganze Zeit mit im Bus saß: „Da spricht der Alkohol!“ Damit meint er, dass Menschen, die auf Entzug sind, so Anfälle haben können. Das erste mal in meinem Leben, dass ich einen Alkoholiker auf Entzug erlebt habe.

Zum Glück bietet dieser Abend aber auch Erlebnisse, über die man lachen kann und aus denen man Kraft schöpft.
An der Warschauer Straße treffen wir auf Mandy. Ein junges Mädel, das heute auch in einer Notübernachtung schlafen möchte. Als sie ins Auto einsteigt, holt sie erst einmal ihr Deo heraus und sprüht das ganze Auto ein, da ihr der Geruch nicht ganz genehm ist. Mandy gefällt die Fahrt. Verlegen fragt sie: „Jungs, kann ich öfters mit euch fahren?“ Wir sagen: Klar, Natürlich.
Kurz Ruhe. Dann Mandy ganz verlegen: Jungs, ich muss euch aber was gestehen. Ich habe keinen Führerschein. Kann ich trotzdem mitfahren?
Das sind nur drei von vielen Erlebnissen an diesem spektakulären Abend.
Um halb 6 stellen wir den Bus ab. Was ein Abend!

Yannick Büchle