Wie kann ein Mensch so viel Leid ertragen?!
Die Nacht ist ruhig. Wir bekommen im Kältebus einen Anruf, der es aber in sich hat. Wir werden zur Hermansstraße gerufen. Dort liegt Andy. Wir kommen ins Gespräch. Er öffenbart uns sein ganzes Leid und fängt an zu weinen. Er ist Epeleptiker, Alkoholiker, Asthmatiker, kann nicht alleine laufen, da er so gebrechlich ist, nur noch 20% Sehkraft und vor einer Woche ist sein bester Kumpel gestorben. Wie kann ein Mensch so viel Leid ertragen?!
Auf einmal bekommt Andy nicht mehr genug Luft und schnappt panisch nach Luft. Ich frage ihn, wo sein Asthma Spray ist. In seiner Tasche ist es, aber leer. Andy wird noch panischer. Wir rufen die Feuerwehr, die 10 Minuten später auch da ist. Andy hat sich auch ohne Spray wieder beruhigt. Wir schildern den Sanitätern die Situation, stoßen aber auf Unverständnis. Warum sollten wir ihn mitnehmen? Wenn er Asthma hat, dann muss er zur Apotheke und sich ein Spray holen. So gehen die Beiden wieder. Wir sind mit Andy allein und schaffen es mit vereinten Kräften, ihn zum Bus zu befördern. Er ist sehr dankbar, braucht aber immer noch ein Asthma Spray. Wer weiß, wann er den nächsten Anfall bekommt?!
Wir fahren zur Apotheke am Hauptbahnhof, in der Hoffnung ein Asthmaspray zu bekommen. Das ist nicht möglich, da es verschreibungspflichtig ist. Also fahren wir zum Bundeswehrkrankenhaus. Hier werden wir freundlich begrüßt und bekommen bedingungslos ein neues Asthma Spray für Andy. Wir fahren in zur NÜ2. Dort angekommen hat Andy auf einmal so starke Unterleibschmerzen, dass er nicht aus dem Bus aussteigen kann. Unmöglich, ihn hier zu lassen. Also fahren wir wieder ins Bundeswehrkrankenhaus und schildern die Situation. Sie übernehmen ihn. Als wir Andy an der Hermansstraße angetroffen haben, war es 22:00 Uhr. Nun ist es 02:30 Uhr. Insgesamt haben wir über vier Stunden damit verbracht, das Beste für Andy zu ermöglichen. Zum Glück, kam in dieser Nacht nur dieser eine Anruf. Was wäre gewesen, wenn heute 40 Leute angerufen hätten?!
Yannick Büchle